Prüfverfahren

Hintergrund

Im digitalen Raum treffen Menschen mit Behinderungen auf zahlreiche Herausforderungen, da ihre beeinträchtigungsspezifischen Bedarfe dort oft nicht in angemessener Weise berücksichtigt werden. Sie sind auf barrierefreie Kommunikationsangebote angewiesen. Je nach Personenkreis unterscheiden sich die Anforderungen an die Barrierefreiheit jedoch zum Teil sehr stark. Für Nutzer*innen mit einer Sinnesbeeinträchtigung bedeutet Barrierefreiheit beispielsweise etwas ganz anderes als für Nutzer*innen mit einer motorischen oder kognitiven Beeinträchtigung oder einer chronischen Erkrankung.

Vor diesem Hintergrund führt das Kompetenzzentrum Barrierefreiheitstests von studiumsrelevanten webbasierten Applikationen, Tools und Plattformen, unter Berücksichtigung verschiedener Behinderungsprofile, durch.

 

Vorgehensweise

Im Mittelpunkt unserer Tests steht die Perspektive der Nutzenden. Deshalb testen wir die Anwendungen mit geschulten studentischen Hilfskräften, die über unterschiedliche Behinderungserfahrungen verfügen und als Expert*innen in eigener Sache gezielt Barrieren identifizieren. Sie müssen Aufgabenstellungen unter Anwendung ihrer jeweiligen assistiven Technologien erfüllen, wodurch die verschiedenen Funktionen der Anwendungen getestet werden. Hierbei kommen 2 Vorgehensweisen zum Einsatz:


1. „Think aloud“-Verfahren

Die Barrierefreiheitsprüfungen werden überwiegend in rotierenden Zweierteams durchgeführt. Hierbei probiert jeweils eine Person die Aufgaben aus und beschreibt im sogenannten „Think aloud“-Verfahren, was sie tut und welche Probleme bei den einzelnen Schritten auftreten. Die andere Person fungiert als Monitor*in, sie beobachtet den Testprozess und protokolliert die Ergebnisse. Sie achtet zudem darauf, ob tatsächlich alle Aufgaben ausgeführt und Funktionen erreicht werden. So wird sichergestellt, dass keine Funktionen, Schalter oder Buttons übersehen werden. Dies ist besonders wichtig, wenn mit assistiven Technologien wie Screenreadern bestimmte (visuelle) Elemente nicht wahrgenommen werden können.

Bei der Prüfung von Tools, die zum kollaborativen Arbeiten vorgesehen sind, wird die „Think aloud“-Methode auf einen größeren Gruppenumfang ausgeweitet. In gemeinsamen Sitzungen lässt sich das zeitgleiche Zusammenarbeiten mit den Tools unter praxisnahen Bedingungen optimal durchführen.


2. (halb-)automatische Test-Tools

Die oben aufgeführten Tests werden ergänzt durch Barrierefreiheitsüberprüfungen mit automatischen und halbautomatischen Test-Tools, wie sie im BITV-Test vorgesehen sind. Die Mitarbeiter*innen des Kompetenzzentrums testen zudem die Funktionen der Tools als Autorenwerkzeug, d. h. sie schauen, wie Lehrende mit den Tools barrierefreie Inhalte herstellen können. Dazu gehört zum Beispiel, ob es möglich ist, Alternativtexte für Bilder einzugeben.

 

Einsatz assistiver Technologien

Unsere Tester*innen arbeiten entsprechend ihrer unterschiedlichen Behinderungsprofile mit verschiedenen Arbeitstechniken:

Blindheit und Sehbeeinträchtigung

  • Screenreader-Nutzung: JAWS / NVDA
    (Sprachausgabe und Braillezeile)
  • Vergrößerung und Darkmode
  • Zoomtext

Motorische Beeinträchtigungen

  • Tastatur und Maus (Massier-/Knetball zu Entspannung)
  • Sprachsteuerung (iOS, iPad und Mac-Computer),
    manchmal unter Zuhilfenahme von Touch-Gesten oder Stift
  • Tastaturbedienung

Dyslexie

  • Korrektur-Plug-in „Language Tool”

 

Sie möchten uns persönlich erreichen?

Dann richten Sie ihr Anliegen gerne an:

 


   Dr. Annegret Haage

   +49 231 755 5257
   annegret.haage@tu-dortmund.de

 


   Dr. Mauro Antonio Avila Soto
  
   mauro.avila@tu-dortmund.de