Gestaltung digitaler Ressourcen

Wenn Sie Inhalte in einem digitalen Dokument, in Moodle oder ILIAS, mit H5P oder auf einer Webseite gestalten, ist eine der zentralen Regeln für Barrierefreiheit, die Formatierungsvorlagen des Programms, der Plattform oder des Content-Management-Systems zu nutzen.

• Sie zeichnen Überschriften, Listen, Links, Text mit den in den Formatierungsleisten angebotenen Formaten aus. Sie können die Formatvorlagen ändern, sollten sie aber immer zur Formatierung benutzen. Nur dann werden sie von Screenreadern oder anderen assistiven Technologien als solche erkannt.
• Sie gliedern die Überschriften in einer logischen Hierarchie (Überschrift 1, 2, 3).
• Sie gestalten Textabstände durch das Absatzformat, nicht durch mehrere Absatzmarken.

• Sie verwenden eine Schriftart ohne Serifen und setzen Formatierungen wie kursiv, unterstrichen oder VERSALIEN sparsam ein.
• Sie setzen die Texte linksbündig im Flattersatz.
• Für die Hervorhebung nutzen Sie (halb-)fett. Kursiv ist schlechter lesbar, Unterstreichungen sollten Links vorbehalten sein.

Manche Schriftarten bieten eigene Schriftschnitte für fett, halbfett, kursiv usw. an, z. B. Open Sans Semibold oder Arial Black. Diese sind besser lesbar als die Schrift nur zu fetten. Die meisten gekauften Hausschriften von Universitäten haben Schriftschnitte.

Welche Schriftart gut lesbar ist, ist individuell verschieden. Es gibt z. B. eine Schriftart, die speziell für Dyslexie entwickelt wurden (Open Dyslexic) oder speziell für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen die Open-Source-Schrift Atkinson Hyperlegible Font. Offene Dokumente statt PDFs ermöglichen es Studierenden, die Schriftart und Größe entsprechend ihrer Bedarfe einzustellen.

• Sie versehen inhaltlich relevante Grafiken und Bilder mit Alternativtexten. Diese werden nicht in den für alle sichtbaren Text gesetzt, sondern in spezielle Felder im Kontextmenü von Programmen oder Content-Management-Systemen eingegeben. Auf die Alt-Texte greift die Sprachausgabe-Software direkt zu.
  • Sie formulieren kurz und kontextgebunden, nach dem Motto: so viele Informationen wie nötig, so wenig Text wie möglich.
  • Sie formulieren objektiv, vermeiden Interpretationen, enthalten jedoch auch keine unbequemen oder kontroversen Inhalte.
  • Sie vermeiden Formulierungen wie "im Bild zu sehen" oder "in der Grafik wird dargestellt".
  • Sie geben den Bildtyp an (Foto, Gemälde, Diagramm usw.).
  • Sie geben Text, der im Bild vorhanden ist, in Anführungszeichen an.
  • Bei Grafiken/Bildern, die als Link dienen, geben Sie im Alternativtext die Funktion an.
  • Wird ein Bild bereits im dazugehörigen Text beschrieben, halten Sie den Alternativtext kurz. Die Informationen dürfen sich nicht doppeln.
  • Bei komplexen Grafiken/Bildern integrieren Sie eine Lightbox im Text, in der Sie die Beschreibung vornehmen.
  • Bei Grafiken/Bildern, die nicht inhaltlich relevant sind (sogenannte "Schmuckgrafiken"), kreuzen Sie "dekorativ" an.
  • Sie versehen mathematische Formeln, die grafisch dargestellt werden, mit Alt-Texten in LaTeX, vertiefende Infos in einer Handreichung des Rechenzentrums des Regionalen Rechenzentrums Erlangen (2019).
• Beim Einsatz von Farben in Grafiken und Bildern beachten Sie die allgemeinen Hinweise zur Farbgestaltung.
• Darüber hinaus achten Sie auf folgende Punkte:
  • Sie verzichten auf Bilder oder Farbverläufe als Hintergrund.
  • Wenn Sie in einem Bild Text integrieren, beachten Sie den Lesefluss von unten nach oben und rechts nach links.
  • Sie verzichten auf überflüssige, nicht inhaltstragende Schmuckelemente und reduzieren die Komplexität soweit es geht.
  • Sie reduzieren den Einsatz von sich bewegenden oder blinkenden Grafiken, begrenzen die Effekte auf 5 Sekunden und/oder machen sie abschaltbar. Sie können Epilepsie-Anfälle auslösen.

• In Textdokumenten fügen Sie Bilder als "mit Text in Zeile einfügen" ein.

• Sie erstellen Tabellen über die Option "Tabellen einfügen" des Programms und zeichnen den Tabellenkopf als Überschrift aus, eventuell auch die erste Spalte, wenn sie für die Beschreibung der nebenstehenden Spalten wichtig sind.
• Bei langen Tabellen, die über mehrere Seiten gehen, kreuzen Sie "Kopfzeile wiederholen" an (Tabelleneigenschaften bei Word).
• Sie benutzen Tabellen nicht zur Gestaltung der Seite, da dies von Screenreadern nicht verständlich vorgelesen werden kann.

• Sie geben Links einen sprechenden Namen, die z. B. das Linkziel (zur Seite der Hochschuldidaktik) oder den Inhalt (Informationen zum Prüfungsverfahren) benennen. Die meisten Programme und Plattformen haben eine Funktion, Links einzugeben, bei denen man Anzeigetext und genaue Zieladresse getrennt angeben kann.

• Sie beachten bei der Textgestaltung die allgemeinen Grundregeln.
• Sie erstellen eine barrierefreie Formatvorlage, die Sie für alle Worddokumente nutzen.
• Sie geben die Dokumentensprache korrekt an. Anderssprachige Absätze, z. B. englische Zitate, zeichnen sie extra aus (Word: Markieren - Sprache-Option am unteren Rand des Dokumentenfensters oder Überprüfen - Sprache - Sprache für Korrekturhilfe festlegen).
• Sie geben Alternativtexte für Bilder im Kontextmenü "Grafik formatieren - Layout und Eigenschaften" ein (Word).
• Sie nutzen nach Möglichkeit keine Fußzeilen, da sie von Screenreadern nicht ausgelesen werden können. Sind Literaturangaben in Fußnoten in Ihrem Fachgebiet eine vorgeschriebene Konvention, brauchen Studierende, die Screenreader nutzen, eine alternative Umsetzung.
• Sie prüfen das Dokument auf Barrierefreiheit mit dem programmeigenen automatischen Test.
• Sie achten beim PDF-Export in den Einstellungen darauf, dass Dokumentenstrukturtags für die Barrierefreiheit eingeschlossen werden (bei Word unter Optionen bei Export- oder Speichern unter-Pfad).
• Sie stellen den Studierenden nach Möglichkeit das offene Worddokument zur Verfügung, wenn keine gravierenden Gründe dagegensprechen. Die Studierenden können das Dokument dann entsprechend ihrer eigenen Bedarfe formatieren.

PDFs bietet Vorteile, weil die plattformunabhängig immer gleich dargestellt werden, aber es ist aufwändiger in der barrierefreien Gestaltung. Einfache Dokumente, die im Ausgangsprogramm barrierefrei angelegt wurden, können in der Regel problemlos als PDFs exportiert werden. Komplexere Dokumente wie Formulare oder mit mehrspaltigem Layout müssen in der Regel mit Acrobat Pro (kostenpflichtige Version) nachbearbeitet werden.

• Sie beachten bei der Gestaltung Ihrer Präsentationen die allgemeinen Grundregeln.
• Sie legen barrierefreie Folienmaster an, bei denen die Elemente Titel, Text, Fußzeilen korrekt eingefügt sind.
• Sie fügen neue Folien immer über „neue Folie“ ein, um sicherzustellen, dass alle Elemente korrekt ausgezeichnet sind. Jede Folie hat einen Titel, damit Screenreader-Nutzende sich leicht im Foliensatz orientieren können.
• Sie kontrollieren die Lesereihenfolge der Folie, wenn Sie neben Titel und Text noch weitere Elemente eingefügt haben. Die Reihenfolge, in der Screenreader die Folie vorlesen, entspricht der Reihenfolge, in der Sie mit der Tab-Taste durch die Folie gehen. Sie korrigieren die Reihenfolge unter Anordnen - Auswahlbereich (PowerPoint).
• Sie geben Alternativtexte für Bilder im Kontextmenü „Grafik formatieren - Größe und Eigenschaften“ ein (PowerPoint).
• Mit Smartart gebaute Schaubilder können vom Screenreader nicht verständlich vorgelesen werden. Sie fügen deshalb einen Screenshot des fertigen Schaubilds ein und schreiben einen Alternativtext.
• Sie geben die Dokumentensprache korrekt an. Anderssprachige Absätze, z. B. englische Zitate, zeichnen sie extra aus (Word: Markieren - Sprache-Option am unteren Rand des Dokumentenfensters oder Überprüfen - Sprache - Sprache für Korrekturhilfe festlegen).
• Sie verzichten auf das Format der Bildschirmpräsentation (.ppsx), bei dem die Präsentation wie ein Video abläuft. Sie ist für Screenreadernutzende nicht zugänglich. Stattdessen können Sie auf den einzelnen Folien Audio platzieren.
• Wenn Sie Audios in die Präsentation einbauen, nutzen Sie die Notizen, um das Transkript zur Verfügung zu stellen.
• Sie prüfen das Dokument auf Barrierefreiheit mit dem programmeigenen automatischen Test.
• Sie achten beim PDF-Export in den Einstellungen darauf, dass Dokumentenstrukturtags für die Barrierefreiheit eingeschlossen werden.
• Sie stellen Ihre Präsentation vor der Veranstaltung zur Verfügung. Dies ist für alle Studierende hilfreich, für Studierende mit Wahrnehmungsproblemen ist es eine Voraussetzung, Ihrem Vortrag folgen zu können.

• Sie erstellen Untertitel für Ihre Videos.
  • Es gibt mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten, Untertitel automatisch zu erstellen, die Sie dann nur noch korrigieren müssen. Erkundigen Sie sich bei Ihrem eLearning-Service, ob solche Dienste an der Hochschule zur Verfügung stehen.
  • Untertitel sollen möglichst wortgetreu das Gesprochene wiedergeben. Sie kürzen nur, wenn es unbedingt nötig ist. Eine wortgetreue Untertitelung ist gerade bei der Vermittlung von Fachinhalten wichtig.
  • Sie achten besonders darauf, dass Fachbegriffe korrekt geschrieben sind.
  • Sie beachten folgende Standards:
    • Zeichenzahl pro Zeile: max. 37 Zeichen pro Zeilen (+/- 20%), zweizeilig
    • Platzierung im Bild: pyramidenförmig am unteren Bildschirmrand
    • Schriftart und -größe: serifenlose Schriftart, mind. 46pt.
  • Sie laden die Untertitel als extra Datei hoch, damit sie zu- oder abgeschaltet werden können. Untertitel sollten nicht im Video eingebrannt sein.
• Videos, bei denen nicht nur sprechende Personen im Bild zu sehen sind, brauchen eine Audiodeskription. Eine Audiodiskription beschreibt die zum Verständnis wichtigen Bildinhalte für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen.
  • Wenn Sie Vorlesungen mit Folien aufnehmen, beschreiben Sie die wichtigen Inhalte der Folie. Sie stellen den Studierenden die Folien zusätzlich zum Video zur Verfügung.
  • Erkundigen Sie sich beim eLearning-Service oder der Beratungsstelle für Studierende mit Behinderungen an Ihrer Hochschule, ob sie Sie bei der Erstellung von Audiodeskriptionen unterstützen. Manche Hochschulen bieten diese Dienstleistung an.
  • Sie berücksichtigen die Audiodeskription schon bei der Planung des Videos.
    • Sie überlegen, welche Bildelemente Sie bereits im Sprechtext beschreiben können.
    • Sie lassen kurze Pausen für die Audiodeskription.
  • Sie berücksichtigen bei der Audiodeskription die didaktischen Ziele des Videos:
    • Welche Bildinhalte müssen genau beschrieben werden, um das Lernziel zu erreichen?
    • Wenn nötig, wählen Sie eine erweiterte Audiodeskription, das heißt, es wird an der Stelle das Bild angehalten, um den notwendigen Text sprechen zu können

Informationen zur Audiodeskription in Bildungskontexten gibt die Präsentation eines Workshops des Kompetenzzentrums digitale Barrierefreiheit.nrw.

• Sie beachten bei der Gestaltung Ihrer Kurse die allgemeinen Grundregeln. Die Texteditoren bieten ähnliche Optionen wie bei Textverarbeitungsprogrammen, Überschriften, Links, Listen, Tabellen etc. zu formatieren und Alternativtexte für Bilder einzugeben.
• Alle Dokumente und Videos, die Sie in den Kurs hochladen, gestalten Sie barrierefrei.
• Sie erleichtern das Zurechtfinden im Kurs durch eine klare und konsistente Gestaltung. Informieren Sie im ersten Abschnitt über Kursinhalte, den Aufbau und geforderte Studienleistungen. Dort kann über alle Termine und Abgaben informiert werden.
• Nutzen Sie mehrere Wege, über Abgaben, Termine und Neuigkeiten zu informieren: den Aktivitätsabschluss, eine Übersicht im organisatorischen Abschnitt des Kurses und über Ankündigungen.
• Fragen Sie während des Seminars, wie die Studierenden mit dem Kursraum zurechtkommen.

Nicht alle Plug-ins, die Sie in Ihren Kurs einbauen können, sind für alle Bedarfe barrierefrei. Es gibt (noch) keine Übersicht über die Barrierefreiheit der Plug-ins von Moodle und ILIAS.

1. Das Kompetenzzentrum digitale Barrierefreiheit.nrw hat eine Reihe von Tools und Plug-ins getestet. Die wachsende Liste von Testberichten finden Sie auf der Internetseite des Kompetenzzentrums.
2. ILIAS.nrw hat eine Toolbox Barrierefreiheit erstellt, bei der Sie Informationen zur barrierefreien Gestaltung von Kursen erhalten.
3. Moodle.nrw hat auf ihrer Knowledgebase einen Kurs angelegt, in dem sie Informationen zur Barrierefreiheit von Moodle sammelt. Zur Knowledgebase muss man sich anmelden.

H5P ist eine kostenlose Open-Source-Software, mit der interaktive Inhalte erstellt, veröffentlicht und geteilt werden können. Es gibt mittlerweile über 40 verschiedene Inhalts- oder Aufgabentypen. H5P lässt sich in Moodle, ILIAS, andere Lern- und Content-Management-Systeme wie Drupal, Wordpress oder Typo3 integrieren, die über entsprechende Plug-ins oder LTI verfügen. Eine allgemeine Aussage, wie barrierefrei H5P-Inhaltselemente sind, lässt sich nicht treffen. Es hängt von den einzelnen Elementen ab. Das Kompetenzzentrum digitiale Barrierefreiheit.nrw hat zahlreiche H5P-Elemente auf ihre Barrierefreiheit getestet und die Testberichte zu H5P auf seiner Internetseite veröffentlicht.

• Bevor Sie entscheiden, welches H5P-Inhaltselement Sie verwenden wollen, schauen Sie in den H5P-Testberichten des Kompetenzzentrums nach, bevor Sie entscheiden. Manchmal kann es nötig sein, eine Alternative zu suchen, weil das Element für Studierende mit Behinderungen in Ihrer Lerngruppe nicht zugänglich ist.
• Sie nutzen die Einstellungsmöglichkeiten bei der H5P-Erstellung, um das Element so zugänglich wie möglich zu gestalten:
  • Sie geben aussagekräftige Alternativtexte für Bilder ein (siehe Grafiken und Bilder). Wenn man in H5P-Elemente Bilder hochlädt, gibt es unter dem Bild in der Regel ein Textfeld, in das der Alt-Text eingegeben werden kann
  • Sie wählen nach Möglichkeit keine Einstellungen, die die Nutzungsautonomie der Studierenden einschränkt, wie z. B. Zeitbegrenzungen, automatisches Starten von Videos und Audios oder Wiederholungen verbieten.
  • Wenn es Lösungsanzeigen gibt, sollten Rechtschreibfehler nur dann angezeigt werden, wenn sie wirklich für die Aufgabe wichtig sind. Gerade für Studierende mit Dyslexie ist es frustrierend, wenn Inhalts- und Rechtschreibfehler gleichermaßen angezeigt werden.
  • Bei Inhaltstypen mit Lösungsanzeige lassen Sie Rechtschreibfehler nur dann anzeigen, wenn diese für die Aufgabe wichtig sind. Gerade für Studierende mit Dyslexie ist es frustrierend, wenn Inhalts- und Rechtschreibfehler gleichermaßen angezeigt werden.
  • Sie achten auf eindeutige und verständliche Formulierung von Hinweisen und Schalterbeschriftungen.
  • Konkrete Hinweise zu den Einstellungen bei den einzelnen H5P-Inhaltselementen finden Sie in den H5P-Testberichten.
• Wenn eine Alternative zum H5P-Element nötig ist, gibt zwei Vorgehensweisen:
  • Sie suchen für die ganze Lerngruppe eine Alternative. Das ist oft sinnvoll, damit nicht die eine Person mit Behinderung die Erfahrung macht, immer eine Sonderlösung zu bekommen.
  • Wenn das H5P-Element für Ihr didaktisches Ziel besonders geeignet ist, kann es nötig sein, eine andere Umsetzung für die Person mit Behinderung zu finden. An vielen Hochschulen unterstützt Sie dabei ein Umsetzungsdienst, der häufig bei den Beratungsstellen für Studierende mit Behinderungen angesiedelt ist.